
NLC - Nachtleuchtende Wolken
Nachtleuchtende Wolken - oder wissenschaftlich auch noctilucent clouds genannt - sind ein Himmelsphänomen, welches dem Hobbyfotografen in unseren Breiten zumeist recht unbekannt ist und erstmalig 1885 beschrieben wurde. Ihr geringer Bekanntheitsgrad ist sehr bedauerlich, da sie den weitaus mehr bekannten Polarlichtern in ihrer Schönheit durchaus Konkurrenz machen können.
Ebenso wie bei den Polarlichtern treten die NLCs im Norden auf, meistens ab dem 50. Breitengrad. Je weiter nördlich man sich auf der Nordhalbkugel befindet, desto wahrscheinlicher und desto intensiver ist ihr Auftreten.
Sichtbar werden sie erst nach Sonnenuntergang und zwar dann, wenn die Sonne sich mindestens 6 Grad und maximal 16 Grad unterhalb des Horizonts befindet. Grundsätzlich beschränkt sich ihre Sichtbarkeit und ihr Auftreten auf den Zeitraum zwischen der letzten Maidekade und der zweiten Augustdekade. In unseren Breiten ist ihr Auftreten meist auf die Zeit zwischen Anfang Juni bis maximal Ende Juli beschränkt. Der Höhepunkt des Auftretens der NLCs liegt in Mitteleuropa in der letzten Junihälfte und der ersten Julihälfte, wobei ich erfahrungsgemäß sagen kann, dass sich der Höhepunkt in Luxemburg meist zwischen dem 20. Juni und dem 30. Juni befindet. Anfang Juli lassen sie sich auch noch beobachten, aber meist in wesentlich abgeschwächter Form.
Nach Sonnenuntergang sieht man NLCs im Nordwesthimmel, vor Sonnenaufgang, in der zweiten Nachthälfte, sieht man sie in Richtung Nordost am Himmel. Sie sind problemlos mit dem bloßen Auge sichtbar, werden aber auch des Öfteren mit polaren Stratosphärenwolken / Zirren verwechselt. Normalerweise sieht man NLCs bis ca. 20 Grad über dem Horizont.
Hier muss man dann versuchen die Struktur zu erkennen.
Doch was genau sind nun NLCs und wie entstehen sie?
NLCs sind Ansammlungen von Eiskristallen, die sich in der Mesopause oberhalb der Mesosphäre in 81 -85km Höhe befinden. Da sie sich in so enormer Höhe befinden, werden sie nach Sonnenuntergang bzw. vor Sonnenaufgang, wenn die Sonne sich 6-16 Grad unterhalb des Horizonts befindet, noch angestrahlt und leuchten dann silbrig blau und sind von fein faseriger Struktur.
Es handelt sich bei den Eiskristallen um sogenannte Kristallisationskerne, deren Ursprung noch nicht genau geklärt ist. Wissenschaftler sind heute davon überzeugt, dass es sich um Material handelt, welches beim Verglühen von Meteoren freigesetzt wird.
In der Mesosphäre treten besonders häufig Druck- und Temperaturdifferenzen aufgrund der vorherrschenden niedrigen Dichte auf, die zu starken atmosphärischen Turbulenzen und auch Strömungen führen. Aus der unteren Atmosphäre steigen Gase auf, die Wasserdampf von der Stratosphäre in die wesentlich kältere Mesopause transportieren. Diese Gase werden durch die atmosphärischen Turbulenzen schnell durchmischt und kondensieren so an den Kristallisationskeimen (Material von Meteoren wie Staubpartikel).
Eine Entspannung des Gasgemisches, die durch den schnellen Luftmassentransport durch Konvektion in Anwesenheit von Wasser hervorgerufen wird, hat zur Folge, dass lokal plötzlich Temperaturen von bis zu -140 auftreten können. Da in der Mesopause üblicherweise -85 Grad vorherrschen, handelt es sich hier um eine Temperaturanomalie auf sehr beschränktem Raum. Dies scheint eine wichtige Voraussetzung für das Vorhandensein von Kristallisationskernen zu sein, die wiederum eine Voraussetzung für die Entstehung von NLCs sind.
Noctilucent clouds sind ebenso auf der Südhalbkugel anzutreffen.
Anzumerken ist, dass in der Nacht vom 21. Juni auf den 22. Juni 2019 das bisher größte NLC Display zu sehen war, welches je beobachtet wurde, zu sehen war. Hier waren die NLCs sogar in Luxemburg schon direkt nach Sonnenuntergang sichtbar und blieben praktisch die komplette Nacht bis morgens um kurz vor 4 Uhr präsent. Das Display erstreckte sich sogar hier in Luxemburg bis über den Zenit hinaus in den südlichen Nachthimmel, was nie zuvor in der Geschichte vorkam.
Meine Fotos in diesem Bildband aus dieser Nacht sind entstanden, als ich auf der Suche nach einem guten Fotospot für den Nationalen Feiertag war, und ich kann sagen, dass sie absolut einmalig sind, da ich die einzige Fotografin an dem Spot an jenem Abend war.
Was die Kameraeinstellungen für die Fotografie der NLCs anbelangt, so gelten ebenfalls dieselben Grundlagen wie für die Nachtfotografie im Allgemeinen.
Ein lichtstarkes Weitwinkel- oder Ultraweitwinkelobjektiv mit einer Blendenzahl von mindestens f2.8 oder kleiner sollte verwendet werden, die ISO sollte je nach Helligkeit bei 800 bis 1.600 liegen, die Belichtungszeit ebenfalls je nach Helligkeit bei 4-10 Sekunden.